Su Romanzesu – Ort der Hexen

Die Nuraghensiedlung Su Romanzesu ist mit  7 Hektar die größte Siedlung ihrer Art auf Sardinien bis jetzt.  Dabei sind bisher nur 20% der vermuteten Gesamtfläche ausgegraben. Man findet den Nuraghenkomplex  in der Nähe der SS389  etwa mittig zwischen Buddusò und Bitti. Von Bitti her kommend, trifft man auf einen relativ neuen Kreisverkehr. Hat man nach mehrmaliger Umrundung desselben, weil der Fahrer nicht die richtige Ausfahrt findet,  dann doch den richtigen Auslass gefunden, sind es noch ein paar wenige Kilometer, bis der ausgeschilderte Abzweig zur Nuraghensiedlung  auf der linken Seite abgeht.

Am großen Parkplatz angekommen, treffen wir  auf ein einsam stehendes Wohnmobil mit Kennzeichen der eigenen Nachbarstadt. Das hätte es jetzt nicht gebraucht, weil ich die Stätte ganz für mich allein haben wollte. Also erst am Kassenhäuschen den Eintritt bezahlt und dann mit einem Lageplan bewaffnet losmarschiert.

In der Ferne taucht das mit beigen Wanderhosen bekleidete Rentnerpaar, beflissend im Reiseführer lesend und sichtbar auf dem Rückweg gehend auf, Glück gehabt.

Jetzt tauchen wir in den Korkeichenwald ab und ich begreife, warum su Romanzesu auch der Ort der Hexen genannt wird.

 

Ringsum strecken die niedrigen, mit Flechten und Moosen bewachsenen Korkeichenstämme ihre Äste wie Fühler aus. Hinter jedem dieser Bäume kann man die Geister der Vergangenheit vermuten.

 

Es wird ein andächtiger stiller Gang zwischen den verschiedenen Dorf- und Sakralanlagen  und er mündet immer am Brunnenheiligtum Poddi Arvu.

Dieses Brunnenheiligtum, das immerhin eine Gesamtlänge von 42m hat, bildet den Zentralpunkt der Siedlung. Leider führt es kein Wasser mehr, weil sardische Landarbeiter unwissend die alten Zuleitungen von der Quelle weiter oben beim Wassersuchen zerstört haben.

Der runde Brunnenturm steht aber. Von dort plätscherte das Wasser eine Rinne entlang, die von steinernen Treppenstufen auf beiden Seiten begrenzt  ist bis hin zu einem amphitheatergleichen Auslass.

Letztendlich mündete der Bach im nahe beginnenden längsten Fluss Sardiniens, dem Temo.

Auf den Stufen sitzend kann man sich mit entsprechender Phantasie sehr gut das Leben damals vorstellen. Menschen, die hier saßen um ihre Riten auszuführen, um ihre Wünsche  und Opfer darzubringen oder auch einfach um sich nur zum  täglichen Dorftratsch  zu treffen.

Wir verlassen su Romanzesu und ich kann am Eingangshäuschen nicht der Versuchung widerstehen  an der kommerziellen Aufarbeitung der Stätte teilzunehmen. Ich kaufe für meine Enkelin ein T-Shirt mit dem labyrinthartigen Aufdruck einen Megarontempels.

 

 

Garmin GPS Daten vom Parkplatz: N40° 31.821′ E9° 19.552′

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert