Orosei

Ich mag dieses Ministädtchen mit seinen knapp 7000 Einwohnern im Osten Sardiniens. Nähert man sich von Norden, muss man zuerst über eine etwas schmale Brücke den Cedrino überqueren, der hier kurz vor seiner Mündung ins Meer eine fruchtbare Schwemmebene gebildet hat.

Manch einer kommt hier schon ins Schwitzen, nämlich dann, wenn sich ein ARST-Bus, ein ausladender LKW  oder ein Wohnmobilist, der die Maße seines Gefährts nicht im Griff hat, anschickt gleichzeitig diese Brücke zu überqueren.

Man fährt hier also auf der bekannten SS 125 in den Ort hinein, kann diesen rasch durchqueren oder in den Sommermonaten langsam durchstauen und auf dieser wichtigen, vielbefahrenen Nord-Südverbindung  von Palau bis Cagliari den Ort auch wieder verlassen. Das wäre aber schade, denn Orosei ist mindestens einen Stadtgang würdig.

Uns ist Orosei schon viele Gänge würdig gewesen und besonders gerne gehen wir zunächst auf die Piazza del Popolo, die den Zentralpunkt des Ortes bildet.

Dort setzen wir uns in die Bar Central, ein alt eingesessenes Geschäft aus Zeitungsladen und Bar, und trinken morgens unseren Cappu mit Cornetti aller Art  und frischem Orangensaft.

Dabei lässt man die Blicke über den schön angelegten Platz streifen, beobachtet die Einwohner, die um diese spätere Vormittagszeit meist aus alten Männern und hastig vorbeilaufenden Einkaufenden besteht. Der Platz wird von netten Geschäftchen  und Bars eingesäumt. Auch einen alten Friseur gibt es dort, der von meinem Mann mindestens einmal im Jahr frequentiert wird.

Je später im Jahr, je mehr Turisten kommen vorbei oder Gäste sind aus dem am Meer gelegenen Resort in die Stadt geflüchtet auf ein zwangloses Getränk außerhalb ihrer Hotelwohnstätte.

Aber wehe dem, der meint auf dem den Alten vorreservierten Steinbänkchen auf der anderen Seite des Platzes bei dem Kirchlein Oratorio del Rosario  Platz zu nehmen. Die sitzen dort schon seit Jahren in gleicher Reihenfolge und wir können sie jedes Jahr erneut fotografieren, ohne dass einem auffällt, dass sie älter geworden wären.

Einmal habe ich spaßeshalber mich dort hingesetzt. Wie Löwen sind sie um mich herumgeschlichen und haben darauf gelauert, dass ich endlich meine Sitzfläche erhebe und verdufte.

Zurück zu dem, was Orosei ausmacht. Da wären zunächst die vielen Kirchen, es sollen 13 sein, die über den ganzen Ort, zum Teil sehr versteckt in den Gässchen, verteilt sind. An der Piazza del Popolo erhebt sich, über eine veritable Treppe zu erreichen, die Chiesa di San Giacomo.

Mit ihrer barocken, hellleuchtenden Fassade dominiert sie den Platz. Und wenn man um 12 Uhr mittags immer noch in der Bar sitzt, dann erinnert einen ein wunderbares Glockenspiel daran, endlich nachhause zu gehen.

 

Die Piazza wird von der via Nazionale durchquert, eine der wichtigsten Sträßchen durch den Ort. Entlang dieser findet man viele kleine Geschäfte,  Metzgereien, Alimentari oberhalb und Bars, kleine Bekleidungsgeschäfte, Souvenirlädchen und Gelaterien unterhalb des Platzes ganz am Ende, dort wo sie in die SS 125 am Eck einmündet, ist meine Lieblingsgelateria, die Smeralda. Zum einen gibt es dort wunderbares Eis, zum anderen kann man alles beobachten, was  und wer so in den Ort hinein- oder herauswill. Erwähnen möchte ich auch noch die Bar Yesterday,  die etwa mittig an der Straße von der Piazza runter zu finden ist.

 

Dort wurden alte Gebäude, die um einen Innenhof herum gruppiert sind, restauriert. Man bekommt kleine Speisen und Getränke, abends kann man bei Cocktails in dieser Innenhofoase  den Tag ausklingen lassen.

Ebenfalls kann man von der Piazza aus den gut ausgeschilderten Itinerario Storico, den historischen Rundgang angehen. Dieser führt zum nächsten, größeren Kirchplatz, der Piazza Sas Animas, wo man außer Kirche auch noch ein altes Gefängnis, sa Preione vezza, anschauen kann in einem Steincastello aus dem Mittelalter.

Weiter geht der Weg hinunter zur Piazza San Antonio, wo man auf die ehemalige Klosteranlage Sant` Antonio Abate trifft. Dort findet am 16. Januar das spektakuläre Antoniusfeuer statt, einmal zur Austreibung der Krankheiten der Menschen und Tiere, andererseits eben auch zur Austreibung des Winters.

Besonders interessant fand ich die Mönchshäuser, die auch heute noch als Wohnungen genutzt werden. Ich gehe davon aus, dass dort nicht gerade die reichsten Einwohner Oroseis logieren .

Im Innenhof der Anlage befindet sich noch ein Brunnen, ein schöner Arkadengang und ein markanter Turm begrenzt das Areal.

Entlang des ganzen Rundganges stehen noch imposante Gebäude, manche nennen sie Palazzi, die zum größten Teil inzwischen renoviert wurden. Besonders schön ist es, wenn man entlang der manchmal düsteren, engen Steingassen einen Blick durch ein Eisentor auf die wunderschönen bepflanzten  und sonnenbeschienenen  Innenhöfe erhaschen kann.

Man kann auch in solch schönen Palazzi übernachten und ein Stück altes Stadtleben genießen. dazu wurden einige Häuser wunderbar renoviert,  so zum Beispiel das Albergo Mannois, bei dem verschiedene Häuser über den historischen Stadtkern verteilt angeboten werden. Im Innenhof des Haupthauses wird man dann am Morgen zum Frühstück erwartet.

http://www.mannois.it/

Ebenso schön ist das Anticos Palathos, das ich mal neugierigerweise angeschaut  und für sehr schön befunden habe.

http://www.anticospalathos.com/

Ein mords Gegensatz jedenfalls zu den Hotelanlagen entlang oder hauptsächlich am Ende der Via del Mare.

Lohnenswert ist auch ein Besuch im Museo Guiso, das von dem Adligen Mitbürger Giovanni Guiso gestiftet wurde. Besonders sind hier die ausgestellten Puppentheater und Marionetten. Im Sommer außer montags täglich geöffnet, aber mit langer Mittagspause, außerhalb der Saison nur am Wochenende.

Wieder an der Piazza del Popolo angekommen, kann man sich im Turistenbüro, das sich gleich neben der Bar Central befindet, noch weitere Informationen besorgen.

In Orosei werden auch viele Feste, besonders kirchliche,  gefeiert. Besonders hervorheben will ich noch das Fest Santa Maria `e mare, das üblicherweise am letzten Maisonntag  stattfindet. Es ist so besonders, weil da die Madonnenstatue auf dem Cedrino im blumengeschmückten Boot zum Kirchlein Santa Maria an der Cedrinomündung ins Meer gefahren wird, begleitet von weiteren zahlreichen geschmückten Booten. Übrigens wurde auch die Renovierung dieses Kirchleins aus der Familie Guiso heraus finanziert, ein stilles Örtchen mit schönem Blick über den Strand von Marina di Orosei und die Cedrinomündung.

Raus aus dem alten Ortskern, kann man noch an den Geschäften an der SS 125, die hier via Sebastiano Satta heißt, entlangschlendern, ist jetzt aber nicht so prickelnd. Lohnenswerter wäre noch der Aufstieg/ schmale Auffahrt  zum Belvedereplatz. Dazu muss man gleich am Ortseingang rechts hinauf abbiegen, ist sehr klein ausgeschildert.

Will man noch Richtung Meer, biegt man in die via del Mare ein und fährt noch etwa 2,5 km schnurgeradeaus bis ans Meer. Dort findet man einige Parkplätze, stellt das Auto ab und bewegt sich zu Pepes Bar.

Mich ärgert dort immer ein bisschen, dass ich von den Barstühlchen aus das Meer nicht sehen kann, weil ein kleiner Sandwall noch davor ist. Vielleicht bin ich aber nur zu klein und was hindert mich an einem langen Strandspaziergang, da gibt es dann Meerblick satt.

Die Strände rund um Orosei beschreibe ich noch in einem extra Beitrag dann. Jedenfalls sind sie kilometerlang, mit Unterbrechungen, nicht unbedingt überlaufen und eben nur schön, wenn man von der komischen Marina absieht, der ich nun nichts abgewinnen kann, Bootsbesitzer wohl eher.

Sind die Strände in Richtung Süden zu Ende, beginnt der nach Orosei benannte Golfo di Orosei, eigentlich das Naturerlebnis schlechthin.Darüber auch ein anderes Mal, das kann man nicht in ein paar dürren Worten jetzt hier anhängen.

Außer der Landwirtschaft und dem Turismus ist noch der berühmte Marmorbruch von Orosei eine wichtige, wirtschaftliche Einkommensquelle. Er eröffnet sich südlich von Orosei, direkt an der SS 125 Richtung Dorgali gelegen. Man kann mitten durch ihn hindurchfahren, riskiert höchstens ein feinweiß eingestaubtes Auto.

Zum praktischen Teil:

Ich empfehle, zumindest während der Saisonzeiten, nicht in den Ortskern hineinzufahren, um dort einen Parkplatz zu bekommen. Außer der via Nazionale sind die Sträßchen, Gassen sehr eng und mit den heutigen, lackglänzenden Großraumlimousinen nicht empfehlenswert. Sonst kann man mit Glück auf dem Piazza del Popolo oder Animas oder entlang der Straße einen gebührenpflichtigen Parkplatz ergattern. Das Bild ist noch außerhalb der Saison aufgenommen, nur mal so…

Ansonsten würde ich schauen entlang der SS125 einen zu bekommen oder in den Nebenstraßen außerhalb des centro storico.

Es gibt viele, kleine Ristoranti im Ortskern, etwas größere entlang der via del Mare. Da möge jeder selbst nach Gusto schauen, denn Tipps sind da immer auch Geschmackssache.

Wir gehen gerne in das Vigne d`Oro. Das ist ein Weingut außerhalb Oroseis und man muss etwa 2 km rechts abbiegend den Berg hinauf, vor Orosei und noch vor der Brücke. Der Ausblick von da oben ist ebenso klasse wie das Essen, meiner Meinung nach. Leider ist das Vigne d`Oro zur Zeit geschlossen, ob wieder öffnet, wissen wir nicht.

Außer in den Hotels, findet man rund um Orosei sehr viele Ferienhäuser oder- wohnungen. Wir haben immer eines am Hang hinter dem  Osalla-Strand und sind hochzufrieden , weil wir schon morgens beim Frühstück auf das Meer blicken können.

Wir kaufen viel im Oro6-market ein an der via del Mare, ich glaube derzeit ein simply-market. An der Ausfallstraße Richtung Osalla-Beach gibt es noch einen Nonna Isa Laden, der mich leider nicht so anspricht, obwohl ich sonst gerne in den Isaläden einkaufe. Kurz davor hat ein kleiner, sehr moderner Fischladen aufgemacht, der auch einen guten Eindruck macht. Kurz vor dem Marmorbruch gibt es einen ziemlich neuen Eurospin mit dem üblichen Sortiment. Auch da kaufe ich jetzt nicht soooo gerne ein.

Nach der Tankstelle am südlichen Ortsausgang ist eine gute Metzgerei, gegenüber ein Obst- und Gemüseladen.

Etwas weiter noch  auf derselben Seite hat seit ca. einem Jahr ein guter Panificio eröffnet.

An der Via Nazionale Richtung Nuoro raus ist auf der rechten Seite eine gute Pasticceria, etwas weiter auf der linken Seite die Pizzeria da Filippo. Obwohl sehr hochgelobt, reißt sie mich nicht so vom Hocker, allerdings eine Riesenauswahl und ” man spricht deutsch”.

Am Dienstag und Freitag ist Wochenmarkt in Orosei, via San Francesco Piazza Mercato. Es handelt sich hier aber um einen eher kleinen Markt mit  vorwiegend Obst- und Gemüseständen, Haushaltswaren, Wurst, Käse. So der typische italienische Markt mit allem chichi ist das nicht.

Olivenöl haben wir jetzt schon einige Male bei Chisu gekauft, der an der Straße Richtung Osalla Beach zu finden ist, oft geschlossenes Tor, muss man öfters vorbeifahren eventuell. Das letzte dort gekaufte war mir allerdings zu bitter, aber auch da eben Geschmackssache.

http://www.oliochisu.it/

So, mehr fällt mir gerade nicht ein, aber sicher kommt mir noch das ein oder andere in den Sinn und wird dann noch hinzugefügt. Hauptsache ich habe euch etwas Lust auf dieses Städtchen gemacht.

 

Ein Link zum Monte Tuttavista

Monte Tuttavista- Rundumguck bei Orosei

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert