Nachdem meine andere Hälfte wie die sprichwörtliche Sau durchs Dorf in Barumini, Nuraghe su Nuraxi, getrieben wurde und seine Laune dementsprechend war, habe ich für den nächsten Tag einen ruhigen, abgeschiedenen Nuraghen ausgesucht, den wir dann auch prompt für uns alleine hatten, inklusive einer sehr netten Führerin. Es war der Nuraghe Adoni nahe der Ortschaft Villanovatulo, also nicht unweit von Barumini, aber Welten entfernt von dem Trubel dort.
In unserem wunderbaren Agriturismo Nurallao lag eine Broschüre aus mit sehenswerten Orten in der nahen Umgebung. Darin fand ich auch den Nuraghen Adoni. Früh am Morgen eine kurze Anfahrt und schon sahen wir das braune Hinweisschildchen auf den Nuraghen an der SP 52 Richtung Villanovatulo. Noch eine kleine Anfahrt auf einer gut geplätteten Schotterstraße und schon war der Parkplatz am Fuße eines Hügels gefunden. Gleichzeitig mit uns kam ein kleiner Panda daher und ihm entstieg die Führerin durch den Nuraghenkomplex, wusste ich da allerdings noch nicht und sah unsere Einsamkeit da schon entschwinden.
Zunächst muss man durch einen wunderbaren alten Steineichenwald noch etwa eine gute Viertelstunde zum Nuraghen hochlaufen, dann steht man am Eingangshäuschen. Dort saß die Dame und verlangte wirklich einen lumpigen Eintrittspreis. Man könnte sich fast schämen dafür.
Los ging die Führung und wir liefen zunächst aus dem Wald hinaus zum Hauptturm hinauf, und ein herrlicher Panoramaausblick tat sich auf. Die wussten schon damals genau, wo es schön ist und halt auch sicher.
Der Nuraghenkomplex wurde erst im Jahre 1997 zum ersten Mal ausgegraben und auf die Bronzezeit zurückdatiert und dabei wurde auch deutlich, dass er mehrere Bauperioden hintereinander hatte.
Heute sieht man als Grundriss den Hauptturm in der Mitte. Er misst derzeit etwa 12 m, insgesamt vermutet man allerdings eine Gesamthöhe von 18 m und er besteht aus hellem Kalkstein, ist damit auch aus weiter Entfernung sichtbar.
Sowieso hat man von dort oben einen 360° Rundumblick, der in der damaligen Zeit auch den Sichtkontakt zu den anderen Nuraghen der Umgebung ermöglichte, so etwa zum Nuraghen is Paras bei Isili.
Der Hauptturm wird umringt von einer sowohl kurvigen als auch rechteckigen, sehr unregelmäßigen Mauer, die weitere vier kleinere Türme einschließt, die erst nach und nach dazukamen mit zunehmender Bedeutung des Ortes.
Die Mauersteine sind sehr passgenau ausgeformt worden, so dass eine stabile Konstruktion in Trockenbauweise entstand.
Wir stiegen durch eine sehr enge Treppe im Hauptturm nach oben. Vorneweg und sehr agil die schmale Führerin, ich schon erheblich schwerfälliger hinterher, zum Schluss mein Fotograph.
Funde deuten daraufhin, dass es Holzböden gab, die die Kammern in der Höhe voneinander abtrennten. Nachdem wir den Ausblick auf die Gesamtstruktur des Nuraghen vom Obergeschoss aus genügend gewürdigt hatten, ging es wieder runter und entlang der Mauern weiter zu den Nebentürmen. Auch dort konnten wir durch enge Durchgänge den Nuraghen erkunden
Der Nuraghe hat auch eine Zisterne auf der westlichen Seite gehabt um die Wasservorräte zu sichern. Sie war von einem Tholosgewölbe überbaut zum Schutz. In dieser Zisterne hat man auch zahlreiche Scherben von Krügen gefunden und wieder zu Gefäßen zusammengesetzt.
Auf der südöstlichen Seite des Nuraghen schließt sich außerhalb der Mauer das Dorf an mit bisher 12 ausgegrabenen Hüttengrundmauern. In den ersten Bauphasen waren die Hütten noch recht klein, wurden aber im Laufe der Zeit immer größer und zeugen daher von einer guten Zeit des Lebens dort.
Die größten Hütten hatten einen Durchmesser von 5 Metern mit mehreren verschieden genutzten Kammern und Gängen. Vor allem fand man viele kleine Kornkammern und Mahlsteine.
Nun hatten wir sehr viel vom Leben und Arbeiten , von Architektur, Werkzeugen und Baumaterialen erfahren, von Bronzestücken und Knochenstücken, von Obsidian und Mahlsteinen.
Wir ließen die Atmosphäre des Ortes noch auf uns wirken, schauten rundum, bedankten uns mit einem Obolus herzlich bei unserer Privatführerin. Nun liefen zufrieden den Steineichenwald wieder hinunter zu unserem Panda , der uns nun weitertrug nach Villanovatulo und von dort weiter auf der schmalen, aber aussichtsreichen strada comunale Villanovatulo – Seulo nach Norden. Der Tag war noch lang.
Wer also dem Trubel von su Nuraxi entfliehen möchte, ist hier bestimmt goldrichtig.
Garmin GPS Daten vom Parkplatz: N39° 47.046′ E9° 10.417′