Die Costa Smeralda – der Landstrich der Reichen und Schönen

Komme ich auf das Thema Sardinien zu sprechen, höre ich allzuoft immer die gleichen Sätze : ” Ach, das ist doch die Insel da mit der Costa Smeralda, wo die Reichen Urlaub machen, das teure Pflaster.”  Nein, Sardinien ist nicht die Costa Smeralda ganz und gar nicht, aber sie gehört eben auch dazu, dieser kleine Küstenabschnitt ganz hoch oben im Nordosten von Sardinien.

Dieser viel benannte Küstenstrich zeichnet sich durch eine relativ zerklüftete Küstenform aus, zahlreiche, meist kleine Buchten, braun- rosa Granitblöcke und pudrig weißer Sand , dazu das namensgebende smaragdblaue Wasser kennzeichnen diese wirklich traumhafte Landschaft.

Dies hat auch der schwerreiche Aga Khan zu Beginn der 60er- Jahre des letzten Jahrhunderts erkannt und dieses damals noch völlig unberührte Land, das vorwiegend durch Macchiagestrüpp geprägt war, den Bauern beziehungsweise deren Frauen für das sprichwörtliche Butterbrot abgekauft. Diese dachten nämlich, dass sie damit das Geschäft ihres Lebens machten. Die heutige, nachfolgende Generation wird ihren Vorvätern und  – müttern sicherlich immer noch seeeehr dankbar für diesen Coup sein. Khan schloss sich mit anderen Reichen zusammen, bildete ein Konsortium und begann die Küste mit Hotels der superfeinen Art, zum Beispiel das Cala di Volpe, Ferienhäuser und  – siedlungen, Orten aus der Retorte zu bebauen.

Nun muss man diesem Konsortium zugute halten, dass sie wirklich die Natur nicht ausverkauften mit ihrem sogenannten neosardischen Baustil, beziehungsweise so wenig wie möglich verschandelten. Also es entstand kein zweites Spanien a là Costa del Sol. Das wäre sowieso auch für das zu bedienende Klientel nicht vorgesehen gewesen.

Sehr verschnörkelt und verspielt kommen die Häuser daher, die Farben der örtlichen Natur angepasst, nichts Aufdringliches, manchmal so angepasst, dass man erst auf den zweiten Blick die Häuschen entdeckt. Viele Gärten zwischen den Häusern, rote Dächer, einstöckig, jeder Baum drumrum ist höher, runde Formen, weiß getüncht oder pastellige, ausgebleichte Farben.

Das blieb bis heute so, obwohl  Khan versuchte durch Zukauf von Land die Bebauung zu intensivieren. Nur gut, dass dies in den 80er Jahren Widerstand hervorrief und Baugenehmigungen im großen Stil von den Behörden untersagt wurden aus Gründen des Naturschutzes. Khan verkaufte daraufhin einen großen Teil seines Besitzes und bis heute wechseln diese Besitzer  immer wieder darunter Russen oder Scheichs aus Quatar.

Inzwischen ist dieser Landstrich auch für den gewöhnlichen Touristen manchmal ein “Must”, denkt er oder sie. Meine Meinung dazu könnt ihr euch sicher vorstellen. Immer mehr Pauschalangebote beinhalten einen Tagestripp zur berühmten Costa Smeralda.

Da kann man dann im Hauptort Porto Cervo seine Nase an den einschlägigen Edelgeschäften plattdrücken oder auf der vielbesungenen Piazza Platz nehmen in der Hoffnung einem A, B oder C-Promi zu begegnen.

Aber wer will das schon, zumal der Cappu unerschwinglich ist und in der sardischen Bar einige zehn, zwanzig Kilometer von der Costa entfernt viel besser schmeckt. Außerdem wollen sich die Reichen eh nicht unters gemeine Volk begeben.

Man kann auch an den Jachten im Hafen Gefallen finden und sehen, wo viele Millionen schließlich gelandet sind . Spätestens am Abend leert sich dann der Ort wieder und der gewöhnliche Tourist wird mittels Bus wieder  in seine preiswertere Unterkunft zum Beispiel nach Palau oder Baja Sardinia zurückgekarrt. Derweil macht sich der reiche Jet-Set auf den Weg in den Club Billionaire, wo viele , viele Champagnerflaschen der unerschwinglichen Kategorie von reichen Söhnchen und Töchterchen geleert werden. So, jetzt muss ich aber mit meinem Verriss aufhören.

Vielleicht noch etwas Versöhnliches, die Kirche Stella Maris, die ebenfalls im neosardischen Baustil von  dem verantworlichen Architekturkomitee gebaut wurde am Ortseingang von Porto Cervo und in der sich ein echter El Greco befindet, ebenso wie Steinskulpturen des berühmten sardischen Bildhauers Sciola oder ein muschelförmiges Weihwasserbecken. Von dort oben hat man auch einen schönen Blick auf Porto Cervo und die Küste.

Sicherlich findet man heutzutage auch erschwingliche Unterkünfte im Bereich der Costa Smeralda. Viele Hotel- und Pauschalanbieter haben dort ihre  Hotels und Ferienhäuser im Angebot. Die touristische Infrastruktur ist weitaus vielfältiger, als in manch anderem Bereich von Sardinien. Natürlich sind dann halt auch die Preise entsprechend angepasst und so ein Familienurlaub im Hotel nicht gerade ein preiswertes Unterfangen im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Hinterland bietet auch reizvolle Ausflugsmöglichkeiten, wie etwa den Monte Moro, den wir auch schon hier im Blog beschrieben haben. Oder man fährt in das pittoreske Dörfchen San Pantaleo, wo donnerstags in der Saison immer ein kleiner Touristenmarkt aufgebaut wird. Leider halte ich von dem nun auch nicht so viel, lässt doch manche vergilbte alte Tischdecke von Oma den Touristen jauchzen und für viel Geld eine solche erstehen. Aber den Verkäufer freuts und der Käufer hat eine Erinnerung an seinen Urlaub. Natürlich finden sich auf diesem Markt und rund um den Dorfplatz auch einige Kunsthandwerker.

Ebenso der Ort Abbiadori, ein paar Kilometer entfernt vom Meer, wo man neben überaus zahlreichen Ferienhäusern und anderen Unterkünften auch  alles findet, was man zum täglichen Leben so braucht, nebenbei auch einschlägige Autovermietungen. Ein schöner, gefälliger Ort ist es allerdings nach meinem Empfinden nicht.

Fährt man am Hotel Cala di Volpe vorbei, weiter auf der Via Romazzino gelangt man zum gleichnamigen Hotel.

Daran vorbei befindet sich ein großer, kreisrunder Parkplatz, an dem ein netter Küstenweg beginnt. Als wir dort waren, jetzt Mitte März, blühten bereits zahlreiche , schöne Blümchen und die rauhe See, verbunden mit der guten Luft lud zu einem kleinen Spaziergang am östlichsten Zipfel der Costa Smeralda ein.

Außerhalb der Saison ist die Costa Smeralda ausgestorben, die Reichen sind fort, die Häuser leer, die Geschäfte geschlossen. Und genau dann kann man sich an einen der schönen Strändchen setzen, wie etwa an der Bucht von Capriccioli, und dort das berühmte Butterbrot vespern, das einstens für diesen Landstrich über den Tisch ging. Uns sieht man dann dort nur zu dieser Gelegenheit mit dem Rücken zum Land und dem Blick aufs Meer hinaus.

 

Monte Moro , ein Aussichtsberg an der Costa Smeralda

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