Sorgono und die Sagra di San Mauro

In diesem Frühjahr haben wir einige Tage in Sorgono verbracht, einer Ortschaft, die geographisch gesehen genau in der Mitte Sardiniens liegt. Im Hintergrund erheben sich noch die hohen Berge des Gennargentu, Richtung Westen und Süden eröffnet sich die liebliche Hügellandschaft des Mandrolisai, auch Namensgeber für den dort angebauten und sehr gelobten Wein. Sorgono ist kein sehr großer Ort, mit eher knappen 1700 Einwohnern, bildet aber trotzdem das Zentrum der Region , auch mit einem Schulzentrum und einem Krankenhaus.

Der Bahnhof von Sorgono ist ebenso bekannt, ist er doch der Endpunkt der Strecke von Isili nach Sorgono, die im Sommer vom Trenino Verde, der sardischen Schmalspurbahn, bedient wird.

Man findet auch das ein oder andere B&B, das von seinen Besitzern liebevoll hergerichtet wurde. Wir hatten aufgrund von Bauarbeiten an unserem B&B allerdings etwas Pech, aber das passiert halt auch mal. Wenn dort alles fertig ist, dann ist es auch wieder schön und empfehlenswert, besonders als Ausgangspunkt für viele Ausflüge in die Berge oder auch zur Besichtigung kultureller Stätten in der näheren Umgebung. Dabei wäre die Ausgrabungsstätte Biru ´e Concas besonders zu erwähnen, handelt es sich doch wohl um die größte Ansammlung von Menhiren auf Sardinien. Dazu an anderer Stelle ein ausführlicher Bericht.

Sonst ist Sorgono halt eine typische Ortschaft im Herzen Sardiniens mit den Plätzen, an denen die Alten sitzen, Gässchen und den obligatorischen Bars, kleinen Lädchen mit allerlei Krimskrams, Bäckereien, Obstläden und kleinen Alimentari. Natürlich finden sich auch Pizzerien und Ristorante, in denen vorwiegend Einheimische sitzen.

Eine gute Adresse ist die Cantina, wo es den weithin bekannten  und ausgezeichneten Mandrolisaiwein gibt. http://www.cantinadelmandrolisai.com/      Die Cantina liegt direkt an der Durchgangsstraße SS 128 , ein paar Häuser vor dem Krankenhaus. Danach schließt kurz außerhalb des Ortes südwärts   dann ein Eurospinladen an der Hauptstraße linkerhand die Einkaufsmöglichkeiten ab.

Von oben her kommend aus Richtung Teti thront über  Sorgono auf dem Berg die Landkirche Nostra Signora S `Itria.

Von hier aus hat man einen wunderbaren Panoramablick auf den Ort und die anschließenden Weinberge.

Also alles in allem ein ganz unspektakulärer belebter Ort, was ihn gerade so schön normal macht, wie so viele Orte im Inselinneren.

Wir haben den Ort auch deshalb gewählt, weil zu der Zeit die Sagra di San Mauro stattfand, wie jedes Jahr am letzten Sonntag im Mai. Es findet am Santuario di San Mauro statt, das an der SS 388 Richtung Ortueri, weithin sichtbar steht.

Diese Kirche und die um sie herum angeordneten Pilgerhäuschen, wurden im Jahre 1120 von Benediktinermönchen erbaut. Damals lebten noch die Mönche in diesen sogenannten Muristènes, die man in Sardinien öfters an Wallfahrtsorten sieht und die zu Zeiten von Festen wieder bewohnt werden von den Familien der Umgebung.

Bis ins 15. Jahrhundert hinein wurde an der Kirche weitergebaut und so erklären sich auch die verschiedenen Baustile.

Besonders hervorzuheben ist der Treppenaufgang ,  der rechts und links von steinernen Löwen bewacht wird. Ebenso beherrschend ist die Fassade aus grauem Trachyt und die Rosette gotischen Ursprungs, die eine der größten auf Sardinien ist.

Innen wurde gerade der Heilige San Mauro für die Prozession hergerichtet. Ich hatte mir ihn schon etwas imposanter vorgestellt und nicht nur so als dünnes Männchen.

Die Sagra di San Mauro war schon immer ein besonderes Fest, früher allerdings wesentlich umfangreicher ausgelegt. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts gab es drei Feste. Das erste fand im Januar statt und diente zur Heilung der Kranken, besonders was das Rheuma anging. Da kamen alle und nach den Messen hüpften sie wie neugeboren von dannen, hat uns unsere Vermieterin erzählt, also alles ohne Gewähr.

Dann am Dienstag nach Ostern fand das Fest zum Frühjahr statt, das Blumenfest und eben am letzten Maiwochenende dann das Hauptfest zu Ehren der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Nutztiere, verbunden mit einer Viehmesse und den Fürbitten für eine gute Ernte.

Dieses Fest dauerte neun Tage, einhergehend mit Bittgängen, an denen die Frauen auf Knien um die Kirche herumrutschten, die Männer natürlich außen vor, was sonst.

Heute findet nur noch das Fest im Mai statt und geht über das entsprechende Wochenende. Ich hatte mir aufgrund der Lektüre vorab ein wesentlich größeres Fest vorgestellt und war ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Die Ausstellung der landwirtschaftlichen Produkte erschöpfte sich in ein paar Ständen mit dem obligatorischen Torrone aus Tonnara, einem Honigstand und Pane Carasau aus Vollkornmehl……

Natürlich fanden die entsprechenden Messen statt mit anschließendem Rundgang zu Ehren des Heiligen, begleitet von Trachtengruppen aus verschiedenen Orten der Umgebung und den örtlichen Honoratioren, einschließlich der exekutiven Gewalt mit Federbusch auf dem Kopf.

Die Pilgerhäuschen waren belegt und die Besitzer hatten gegrillt, aber nur für sich selbst, was ja auch in Ordnung war.

Es gab dann noch den ein oder anderen Trinkstand und die üblichen Fastfood-Laster. Ein Verein zu Ehren des Fiat 500 war auch da und ein kleiner Rummel für die Kinder.

Am späten Abend fand auf der Piazza noch ein Konzert statt und eine Open-Air-Disco mit DJ. Summasumarum war es halt ein richtiges Dorffest, wie es auch bei uns stattfindet. Extra dafür hinfahren würde ich jetzt nicht unbedingt, aber hingehen, wenn man schon vor Ort ist auf jeden Fall.

 

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