Cortes apertas oder Autunno in Barbagia

Vor vielen Jahren haben wir unser erstes Herbstfest in Aritzo mitgemacht. Damals war Aritzo noch der Klassiker und das Ganze firmierte Ende Oktober  unter dem Motto ” Kastanienfest”.

Inzwischen reifte das Fest zum Autunno in Barbagia, heißt Herbst in der Barbagia, oder, damit einhergehend als Programm,  zu den sogenannten Cortes apertas, was soviel wie offene Höfe bedeutet. Von September bis weit in den Dezember hinein feiern inzwischen viele Ortschaften in der Barbagia das meistens 2-3-tägige Fest und es lohnt sich wirklich mal das ein oder andere zu besuchen.

Cortes apertas sind die geöffneten Betriebe  oder Privathäuser einer Ortschaft, die man an diesen Tagen besichtigen darf.

Dabei geht es um handwerkliche, traditionelle Betriebe. Hier etwa ein Geschäft, das mit Naturstoffen Schafwolle einfärbt und verkauft.

Oder ein uralter, schon vom Urgroßvater geleiteter Handwerksbetrieb von Generation zu Generation weitergegeben. Man konnte noch die alten, handschriftlichen Berechnungen der Teile sehen.

Oft dreht es sich um das Thema Essen und Trinken. Von den handgemachten Malloreddus über Wurst, Käse bis hin zu ganzen  Menüs bekommt man, was das Herz oder der Magen begehrt. Vereine bieten auch oft in einem Hof eine kleine Wirtschaft an.

Bauern bieten ihre handgemachten Produkte an:  Salsiccia, Käse, Honig, Brote oder handgemachte Liköre der feinsten Sorte , um nur einen kleinen Ausschnitt zu nennen.

Schmuckwerkstätten und Kunsthandwerker stellen ihre  Kunstwerke aus,

ebenso aber auch Textilien, handbestickte Tücher und wie sie gemacht werden oder etwa Lederwaren in Dorgali.

Trachtengruppen bieten Aufführungen,

Musikgruppen sorgen für Unterhaltung und in den Häusern kann man noch sehen, wie früher gewohnt und gearbeitet wurde.

In vielen Häusern bekommt man auch eine kleine Führung mit Erklärungen dazu. So bekamen wir in Lula zu hören, wie etwa früher in zwei Räumen eine Großfamilie wohnte und gleichzeitig arbeitete, wie sie schliefen, wie sie ihr Essensvorräte kühl lagerten oder wie und was sie kochten, streckenweise ein armes, mehr als hartes Leben, das noch garnicht soweit in der Vergangenheit liegt.

Auch einer Märchenerzählerin konnten wir und natürlich die Kinder zuhören.

Kurzum, man ist den ganzen Tag mit Schauen, Schmecken und Einkaufen beschäftigt. Fast jeder  verlässt so einen Tag  mit einer prall gefüllten Tüte.

Inzwischen nehmen immer mehr Ortschaften an diesem Autunno in Barbagia teil und die Organisation wird immer professioneller. Man erhält am Ortseingang meistens einen Flyer über die Verteilung der offenen Höfe in den Straßen, damit man gleich weiß, wo es was gibt. Kleine Zügchen zum Personentransport werden auch schon eingesetzt.

Ein Zeitplan informiert über die jeweiligen Veranstaltungen. Manchmal gibt es einen Shuttle-Service mit Bus, wenn es mit den Parkmöglichkeiten schwierig wird. Veranstalter bieten schon Tagesfahrten zu den Festen an, so z.B. von Cagliari nach Aritzo mit Zug und Bus.

Damit einhergehend ist natürlich, dass bestimmte Ortschaften inzwischen auch brechend voll sind an diesen Tagen, so etwa in Orgosolo wurde mir berichtet. Das ist ein bisschen schade, weil dadurch die Atmosphäre leidet. Andererseits kann ich verstehen, dass es  eben auch viele dahin zieht, uns ja auch.

Gedränge hin oder her, ich würde jedem einen Tagesausflug zu den cortes apertas empfehlen und so freue ich mich auch auf einen wieder in diesem Herbst.

Programm hierzu für 2017:  http://www.cuoredellasardegna.it/autunnoinbarbagia/it/

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