Mitten in der Barbagia, der Bergregion Sardiniens , haben wir die traditionelle Schellenschmiede von Vater und Sohn Sulis in Tonara besucht. Diese Tierschellen werden in dem kleinen Ort schon seit fast 300 Jahre hergestellt.
Der Unterschied zwischen Schellen und Glocken ist , Glocken werden gegossen und Schellen aus Stahlblech gefertig
Jetzt folgt ein Ausflug ins Handwerkliche, also aufgepasst. Die Bleche der Schellen werden nach einer Schablone angezeichnet und ausgeschnitten. Heute werden diese dann in einer kleinen Presse vorgeformt, danach kommen die vorgeformten Rohlinge in eine Esse, dort wird das Blech geglüht. Später, nach dem Glühvorgang, werden die Schellen in Form gedengelt. Der Spalt wird mit zwei Schweißpunkten zusammengeheftet und jetzt steht der Endform, die noch gedengelt werden muss , nichts mehr im Wege. Am Ende der mechanischen Bearbeitung wird noch die Öse angebracht.
Die Schellen werden noch sehr aufwendig galvanisch veredelt, d.h. mit Messing überzogen, damit ein Rostschutz vorhanden ist. Nach dieser Prozedur werden die Schellen noch gestimmt. Nur perfekt gestimmte Schellen verlassen die Werkstatt, denn der Schäfer erkennt am Klang jeder einzelnen Schelle das zugehörige Tier.
Auch die Mamuthones haben diese Schellen in verschiedenen Grössen und Klangfarben umgeschnallt. Diese sollen nach altem Glauben die bösen Geister vertreiben. Und ihr glaubt nicht , wie es einem schauerlich den Rücken herunterlaufen kann, wenn diese Mamuthones im Gleichschritt auftretend mit dunklem Schellensound die Straße herunterkommen.
Die Familie Sulis ist einer der letzten Schellenschmieden in Sardinien, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, da kann man sich auch gleich die ein oder andere Schelle kaufen. Zuhause schenkt man diese Schellen dann den Enkelkindern und hängt sie ihnen um. Die findet dann man garantiert schnell in jedem Getümmel wieder, so wie der Schäfer seine Schafe.
Garmin GPS Daten der Werkstatt : N40° 01.577′ E9° 10.358′