Bosa. die bunte Stadt am Temo

Bosa ist eine quirlige Kleinstadt im Westen Sardiniens. Sie gehört noch zur Provinz Oristano und hat derzeit knapp 8000 Einwohner. Wir haben jetzt gerade Ende März eine wundervolle Woche in diesem besonderen Städtchen verbracht. Bosa liegt am Fluss Temo etwa zwei Kilometer vor dessen Mündung ins Meer bei Bosa Marina.

Das ursprüngliche Bosa war ganz woanders, nämlich direkt am Ufer des Temos bei der Kirche San Pietro Extramuros, die gut eineinhalb Kilometer landeinwärts liegt.

Geht man über die alte Temobrücke und dann gleich links , findet  man  sie nach einem schönen Spaziergang am Temoufer entlang. Von den ursprünglichen Häusern ist nichts mehr zu sehen.

Das heutige Bosa entstand erst im Zuge des Castello Malaspina, das zuerst von den Adligen im 12.Jahrhundert erbaut wurde. Erst danach gruppierten sich im Laufe der Zeit die Häuserzeilen nach und nach den Hang abwärts.

Die Burg und ihre Herren boten Schutz. Bosa entwickelte sich zu einem imposanten Handelsstädtchen, bekannt vor allem für seine Lederfertigung, sein Olivenöl und nicht zuletzt für den bekannten Malvasiawein. Aber auch schöner, traditioneller Goldschmuck wird hier vor den Augen der Besucher hergestellt und manch einer kann ohne solch ein Kleinod die Stadt nicht wieder verlassen.

Früher öfters, heute leider schon weniger sieht man die meist alten Frauen vor ihren Häusern sitzen und Spitzen  und Stickereien herstellen.

Der Corso Vittorio Emanuele ist die Hauptader des alten Stadtzentrums.Entlang sieht man die alten Palazzi mit ihren schmiedeeisernen Balkonen, die schon lange  etwas an Pracht eingebüßt haben.

Manche werden wieder renoviert und im Erdgeschoss sind die schönen Läden untergebracht, so auch die schon erwähnten Juweliere, viele Cafebars, Restaurants, Gelaterie, Modeläden, aber auch Läden mit Krimskrams oder ein Kebabladen.

 

Auch eine alteingesessene Pasticceria mit traditionellem und sehr gutem Gebäck findet sich im Corso.

Ebenso ein Gemüsehändler, der gleich neben der Kathedrale seine Waren anbietet, aber meist gegenüber bei einem Plausch zu finden ist. Kaum betritt man den Laden, eilt er aber schon herbei.

Am südlichen Ende des Corsos ist die Cattedrale dell `Immacolata Concezione mit interessanten Fresken von Scherer. Das Deckengemälde zeigt die Temobrücke mit dem historischen Zentrum Bosas bis zum Castello hoch. So viel anders sieht das heute nun auch nicht aus.

Dunkel ist die Straße fast den ganzen Tag, weil die Sonne schier nicht einfallen kann. Im Hochsommer ist das sicher angenehm, im Winter eher düster anmutend.

Eine kleine Piazza mit einem schönen Springbrunnen unterbricht den dunklen Eindruck. Dort kann man auch gemütlich einen Cappuccino trinken und dem Stadtleben zuschauen.

Viel mehr Leben spielt sich aber auf der Piazza Constituzione am Ende des Corsos ab. Hier treffen sich am späten Nachmittag die Bosaner Familien und schauen aus den Straßencafes ihren spielenden Kindern zu. Vormittags werden die Stühle gerne von männlichen Rentnern belegt, die sich da schon ein Gläschen Malvasia gönnen.

Zu Fuß macht man sich dann auf durch die labyrinthartig angelegten Gassen bergauf Richtung Castello. Eng stehen die Häuser aneinander. Bei unseren ersten Besuchen vor vielen Jahren waren die Häuserfassaden eher noch in grau.

Erst in den letzten Jahren hat sich das grundlegend geändert und seitdem erstrahlen die Fassaden in den schönsten bunten Farben. Manch einer trauert jetzt natürlich dem Ursprünglichen nach und sagt, dass Bosa jetzt nicht mehr authentisch, sondern nur noch kitschig anmutet. Aber mir gefällts und den Einwohnern wohl auch und nur das zählt und gezwungen dazu hat sie  auch keiner.

Die Häuser sind eher Wohntürme mit schmaler Grundfläche, dafür aber mehrere Stockwerke hoch, oft gekrönt von  wunderbaren Dachterrassen, auf die ich mich am liebsten gesetzt hätte.

So befindet sich auf einem Stockwerk oft auch nur ein Zimmer. Mitten in diesem centro storico findet man auch wieder Lädchen, Trattorien und das ein oder andere B&B.

 

Mit dem Auto kommt man da aber nicht hin und es empfiehlt sich gute , flache Schuhe anzuziehen. Stöckelschuhe oder dünne Sohlen lassen schmerzhafte Eindrücke zurück.

Und aufgepasst, manchmal tritt man auch schnell in die Hinterlassenschaft eines Haustieres. Glücklicherweise wurde bei mir gerade ein Putzeimer ausgeleert und so konnte ich meine Schuhsohlen darin wieder säubern.

Zurück am Flussufer geht man entlang der Uferstraße, die von Palmen gesäumt wird. Leider sind gerade einige Palmen kaputt gegangen und stehen ohne Blätterdach da. Hier am Ufer kann man die Fischerboote sehen und ihre Besitzer, die ihren Fang einbringen oder ihre Netze richten.

Gegenüber am anderen Ufer stehen die alten Gerberhäuser des Sas Conzas Viertels, die auch nach und nach einer  neuen Bestimmung zugeführt werden, zum Beispiel als Restaurant oder kleines Museum.

Wir waren die ganze Woche im Palazzo Sa Pischedda , etwa 20m von der alten Temobrücke entfernt untergebracht. Dieses Hotel wurde im Jahre 1896 erbaut um eben Besuchern, Architekten, Handelsleuten, Ingenieuren der aufblühenden Stadt Unterkunft zu geben. Die alten Räume, die natürlich renoviert wurden, lassen den alten Charme dennoch erahnen und von unserem Dachbalkon hatten wir einen tollen Ausblick auf die Stadt, sowohl tagsüber als auch am Abend bei einem guten Glas Spumante di Malvasia vom Weingut Zarelli aus Magomadas.

Anschließend an das historische Zentrum hat sich Richtung Bosa Marina die Neustadt ausgebreitet mit vielen Geschäften, Wohnhäusern und sogar einem kleinen Krankenhaus.

Über die neue Temobrücke gelangt man nach Bosa Marina, dem Hausstrand Bosas. Von dort fährt auch der Trenino Verde los, aber nur während der Saisonzeiten. Ein schöner Badestrand bestückt mit zahlreichen Strandbars lädt im Sommer zum Dolce Vita ein.

Aber auch jetzt schon kann man sonnige Stunden am Strand genießen, halt eingepackt in eine Strickjacke, dafür aber ruhig um einen herum.

Ansonsten bietet Bosa Marina nicht mehr als Häuser mit zahlreichen Ferienwohnungen, ein paar Hotels, eins davon recht ordentlich  aussehend von außen. Zudem findet man auch das ein oder andere recht gute Restaurant. An einer Straßenecke ist ein Alimentari der ganz alten Sorte zu finden. Wir sagen da immer ein ” Alles oder Nix-Lädle” dazu. Bis unters Dach sind die Waren gestapelt, dabei zahlreiche sardische Produkte von Käse über Pasta, Dosengemüse, Honig,  Wein ohne Ende bis zum Klopapier, kunterbunt durcheinander.

Setzt man sich ins Cafe al Porto kann man die Schiffe den Temo hinauf und hinunter fahren sehen.

Das sind aber kleine Fischer- oder Ausflugsschiffe, keine Kreuzfahrtdampfer.

http://www.hotelsapischedda.com/?q=it

 

 

Gänsegeier bei Bosa

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